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Christina Ostermayer / Bäckerei Café Felzl: „Man beißt rein, und freut sich, dass man sich etwas Gut

Zwei Tage vor dem Shutdown macht in der Leopoldsgasse still und leise eine kleine, aber feine, von Weitem duftende Felzl-Bäckerei auf. Innerhalb weniger Wochen stehen die Leute davor morgens Schlange. Ich will dem Phänomen auf den Grund gehen.

Inhaberin Christina Ostermayer lächelt mich entspannt an. Die blitzblanke Bäckerei mit Cafébereich – man kann auch auf die Gasse raus quasi in der Auslage an Bistrotischen sitzen – ist unaufgeregt gemütlich, die Gebäckstücke sehen wunderbar aus, das Team strahlt hinter ihren Masken. Zwischen uns dampfende Tassen und supersaftige Kuchenstücke. Ich beginne zu ahnen, warum die Nachbarn im Grätzel das Felzl so liebgewonnen haben.

Christina Obermayer wohnt selbst um´s Eck, hat sich gleich in´s Karmeliterviertel verliebt. „Das passt hier zu uns, es ist die fünfte und wahrscheinlich letzte Felzl-Filiale, die aufmacht. Wir backen in einer kleinen, traditionellen Backstube im siebten Bezirk und können nicht unendlich wachsen, und das ist gut so. Hier bekommen wir so netten Zuspruch, das ist mir wichtig, dass die Leute froh sind, dass wir jetzt da sind.“

Sie stammt aus Kärnten, aus einer Familie von Wirten und Landwirten und sagt von sich selbst „ich bin ein Landei“. Nach Jahren als Top-Managerin bei Do&Co wuchs in ihr das Bedürfnis, etwas Eigenes aufzubauen. Gerade, als sie ihre Fühler begann auszustrecken, entschloss sich Horst Felzl, seine Traditions-Bäckerei zu verkaufen, Christina griff zu. Und hat es bis heute nicht bereut.

Eine Backstube, die duftet für mich nach Kindheit und Geborgenheit, und jetzt hatte ich plötzlich die Möglichkeit, zu bestimmen, wie gebacken wird, wo alle Zutaten, zum Beispiel die Sonnenblumenkerne herkommen.“ Schnell hat sich die Managerin aus Büchern, auf Reisen und im Erfahrungsaustausch mit Bäckern einiges über Brot und das Backen angeeignet. Die Ideen kommen unterwegs, zuhause wird dann probegebacken, so gibt es bei Felzl regelmäßig neue, kreative Bäckereien zu kosten. „Die Nachbarschaft entscheidet, wird eine neue Kreation innerhalb eines Monats von den Kunden nicht angenommen, fliegt sie raus.“ Besonders stolz ist sie auf das Brot und die Kekse aus glutenfreiem Buchweizenmehl. „Weil es schmeckt, das ist immer noch das Wichtigste - gesund, nachhaltig und bio und fair, das ist gut, aber schmecken muss es.“

Gutes Gewissen kommt bei den Kunden gut an: Bei Felzl wird so gut wie nichts weggeworfen. Gibt es in einer Filiale Überschuss, wird er von Christina Ostermayer per Rad in eine andere Filiale umverteilt, die es gerade brauchen kann. Trockenes Brot wird zu „Felzolini“-Chips verbacken, zu Bröseln verarbeitet oder kommt in den neuen Brotteig, das verlängert die Haltbarkeit. Bleibt tatsächlich einmal etwas über, wird es von einem befreundeten Bauern an seine Tiere verfüttert. Außerdem findet man bei Felzl kaum Plastik, sogar die Müllbeutel sind aus Maisstärke. Was hat Christina Ostermayer als nächstes vor? „Einen Felzl Brotautomaten wünsche ich mir ins Karmeliterviertel, so einen wie im 7ten. Da kann man sich rund um die Uhr Brot holen, so werden noch weniger Lebensmittel verschwendet.“

Ich sehe mich um – im großzügigen Snackbereich lächeln mich Salate im Glas und feine Quiches an. Hier kooperiert Christina Ostermayer mit kreativen, coolen Profis aus der Gastrowelt, so wurden die genialen Salate im Glas entwickelt, und das Erbsenhummus-Brot, das den wenig ökofreundlichen Bestseller Avocadobrot ersetzte. „Erbsenhummus ist auch grün,“ lacht sie, „und schmeckt super frisch, wir würzen mit Minze.“ Und schon saust Christine Ostermayer weiter, zu einer anderen Filiale, um Brote umzuverteilen, auf ihrem Rad mit dem Riesenkorb – und ich, ich muss dringend noch einmal zur Vitrine, ….

Kontakt: Bäckerei Café Felzl Leopoldsgasse 43 Offen: Mo - Fr: 6h45 - 19h Sa: 7 - 15h

So: 7 - 13h Bestellen: 0676 3163571 Web: felzl.at

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